Streit in der Paarbeziehung
Die Tatsache, dass wir Menschen auch in einer Liebesbeziehung unterschiedliche Ziele, Werte, Vorstellungen und Wahrnehmungen haben, ist noch kein Streit oder Konflikt, sondern erst mal nur eine „Meinungsverschiedenheit”.
Unterschiedliche Positionen ermöglichen einen Austausch und ein Abwägen, unterschiedliche Vorstellungen lassen sich in der Regel durch Kooperation lösen – sofern beide Partner noch offen für das Anliegen der Gegenseite sind.
Fühlt sich ein Partner jedoch immer wieder nicht gehört oder in seinen Zielen und Vorstellungen nicht berücksichtigt, kommen zur sachlichen Konfliktebene Emotionen dazu und aus einer Meinungsverschiedenheit kann sich schnell ein handfester Streit entwickeln.
Daher lautet zu Beginn einer Konfliktführung die wesentliche Frage:
Respektiere ich die Bedürfnisse und Vorstellungen des anderen? Verhalte ich mich kooperativ?
Umerziehungsversuche, Demütigungen oder Rechthaberei sind unter anderem geeignete Mittel, um eine Meinungsverschiedenheit ohne Umwege in eine Eskalation zu führen.
Glasl (1999) hat die Dynamik einer Konflikteskalation in neun aufeinander folgende Stufen unterteilt.
Neun Stufen der Konflikteskalation
Stufe 1 – Verhärtung
Die Kommunikation ist gestört, Spannungen und Sticheleien nehmen zu, die Situation zwischen den Partnern verkrampft sich zunehmend. Die Partner fühlen sich nicht wirklich gehört, aus einer Meinungsverschiedenheit und Unzufriedenheit beginnt sich ein emotional besetzter Konflikt zu entwickeln.
Stufe 2 – Debatte
Die Partner wiederholen ihre Standpunkte lauter und in verschärftem Tonfall. Jedoch: verstanden ist nicht gleich einverstanden. Den Partnern fällt es schwer, auf die gegenseitig vorgebrachten Standpunkte einzugehen. Die Polarisierung beginnt, jeder beharrt auf seiner Sichtweise. Der Andere wird zum Problem“: „Du bist schuld, weil…”.
Stufe 3 – Fakten schaffen
Die Kommunikation wird eingestellt, man schweigt sich an, häufig erkennbar sind Sarkasmus, Zynismus und auffällige Distanz: „Es bringt nichts, mit dir darüber zu reden.”. Die Partner stellen den anderen vor vollendete Tatsachen, indem sie einfach das tun, was sie für richtig halten.
Stufe 4 – Verstärkung suchen
Vorurteile werden nach außen getragen, statt miteinander wird übereinander geredet. Es werden Verbündete für die eigenen Sichtweise gesucht. Das können Freunde, Eltern, Kollegen und auch die eigenen Kinder sein. Man fühlt sich im Recht und scheut nicht davor zurück, den Partner oder die Partnerin zu denunzieren. Deutliche Zeichen dafür sind Abfälligkeiten, die geäußert werden. Motto: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.”
Stufe 5 – Gesichtsverlust
Gekämpft wird jetzt zunehmend unter der Gürtellinie. Öffentliche Kränkungen und Beleidigungen sind keine Ausrutscher mehr, sondern beabsichtigt. Das Vertrauen ist längst weg.
Stufe 6 – Drohung
In dieser Stufe erfolgt die Androhung von Sanktionen: „Wenn Du Dich nicht änderst, dann trenne ich mich.”
Stufe 7 – Begrenzte Vernichtung
Drohungen werden nun realisiert. Abwertungen, finanzielle Nachteile, Einschränkungen und vor allem psychische wie auch körperliche Gewalt sind Beispiele für diese Eskalationsstufe.
Stufe 8 – Zerstörung
Jetzt geht es nur noch um die wirtschaftliche oder emotionale Vernichtung des Partners. Ab diesem Zeitpunkt verdienen oft nur noch die Anwälte.
Stufe 9 – Gemeinsam in den Abgrund
Beide Partner wissen, dass die Beziehung unwiderruflich beendet ist. Es kommt zum „Rosenkrieg“, aus dem beide nur als Verlierer herauskommen. Eigene Verluste spielen keine Rolle mehr – wenn nur der Partner vernichtet wird.
Je fortgeschrittener die Konfliktentwicklung, desto geringer ist die Aussicht, den Konflikt noch eigenständig als Paar miteinander zu lösen.
Wenn Sie bemerken, dass Ihre Konflikte eskalieren und nicht mehr zu tragfähigen Lösungen führen, sondern Verletzungen und Wortlosigkeit zurückbleiben, rufen Sie mich an. Ich unterstütze Sie dabei, Paarkonflikte angemessen und erfolgreich zu führen.